Zweites Leben auf der Baustelle: Reengineering von Handlinggeräten
Nachhaltigkeit ist ein Megatrend. Nach einem Bericht der LAW MEDIA AG von 2023 würden 77% der EU-Bürger ihre Geräte eher reparieren als sie ersetzen. «Reparieren statt wegwerfen» ist auch bei uns in der Schweiz ein grosses Thema. So entstand zum Beispiel im November 2023 durch eine Übernahme die landesweit grösste Handy-Werkstatt mit insgesamt 32 Standorten und 70 Mitarbeitern. Der Reparaturführer des Amts für Umwelt in Solothurn bietet Reparatur- Events, Anleitungen und vernetzt Repair Cafés, Initiativen und nachhaltige Partner in der gesamten Schweiz. Ein Trend, den auch wir bei der DEVO-Tech AG schon seit Jahren erfolgreich umsetzen: Wenn immer es möglich ist, hauchen wir unseren Handlinggeräten ein zweites Leben ein.
Welche Handlinggeräte eignen sich besonders gut für ein Reengineering?
Im Grunde eigenen sich die meisten unserer Handlinggeräte in der Tübbingproduktion für einen Wiedereinsatz – von unseren DVL-Vakuumhebegeräten über die DTT-Wendetische bis hin zu den DML-Zangen. Wichtig ist dabei, dass die Abmessungen der zu hebenden Tübbinge nicht zu unterschiedlich sind. In dieser Hinsicht profitieren sowohl wir als auch unsere Kunden davon, dass größere Infrastrukturprojekte oft in mehrere Tunnelabschnitte mit gleichen oder sehr ähnlichen Durchmessern unterteilt sind. Dadurch weisen die Tübbinge in den meisten Fällen identische Geometrien auf und ermöglichen den Wiedereinsatz der Handlinggeräte.
Unsere «Lieblinge» in Sachen Reengineering sind die Vakuumhebegeräte. Wir konzipieren sie von Anfang an so, dass die Saugplatten austauschbar sind. Somit konstruieren wir bei einem Wiedereinsatz neben möglichen kleinen Anpassungen am Gerät selbst lediglich die Saugplatte neu. Für unsere Kunden ergibt sich dadurch eine Kosteneinsparung von bis zu 70 Prozent.
Abwägung Reengineering vs. Neubau – Worauf kommt es an?
Grundsätzlich lässt sich sagen: Wenn die Grundmaschine gleichbleibt, kann sie saniert und wiederverwendet werden. Der wichtigste Faktor beim Handling tonnenschwerer Betonelemente ist dabei die Nutzlast. Haben wir eine Maschine ursprünglich für 5 Tonnen ausgelegt, macht ein Umbau auf eine Nutzlast von 10 Tonnen wenig Sinn. Unserer Erfahrung nach ist ein Gerät bei einer Abweichung des Tübbinggewichts von +/- 1 Tonne zum vorherigen Projekt sehr gut umbaubar. Eine geringere Nutzlast können wir ebenfalls fast immer realisieren.
Ob wir ein Gerät überholen und wieder einsetzen können, hängt natürlich auch vom Zustand ab. Ein längerer Einsatz im Tunnelbau ist für jede Maschine ein Härtetest. Äußere Einflüsse wie Temperatur und Feuchtigkeit, Sonneinstrahlung, Wartungsintervalle und vieles mehr wirken sich auf die Lebensdauer der Geräte aus. Den genauen Erhaltungszustand können wir beim Service oder tatsächlich erst im Zuge des Reengineerings bewerten. Hier sind Erfahrung, Flexibilität und ein gutes Verhältnis zum Kunden notwendig, damit wir gemeinsam die beste Lösung finden.
Projekt Brenner Basistunnel Los H53: 42% Reengineering
Unser aktuelles Projekt Brenner Basistunnel H53 hat das Thema Reengineering in den letzten Monaten sehr stark in den Fokus gerückt. Wir sind besonders stolz, fast die Hälfte des Lieferumfangs von insgesamt 12 Maschinen an die Herrenknecht AG mit überarbeiteten bzw. umgebauten Geräten abzudecken. Die zwei Vakuumhebegeräte, zwei Tübbingzangen und der Wendetisch arbeiten mit Nutzlasten zwischen 16,5 und 33 Tonnen.
Im Werk der der Firmengruppe Max Bögl in Sengenthal, wo die insgesamt über 50.000 Betontübbinge für das Baulos H53 produziert werden, müssen unsere Handlinggeräte ihre Qualität und Zuverlässigkeit erneut unter Beweis stellen: Sie sorgen dafür, insgesamt ca. 530.000 Tonnen an Betontübbingen unversehrt von der Schalung ins Lager zu bringen, bevor sie ihre ca. 300 km lange Bahnreise in den Süden antreten, wo sie zu einem langlebigen Tunnel verbaut werden.
Fazit: Nachhaltigkeit durch Reengineering ist für uns ein enorm wichtiges Thema. Mit jedem Wiedereinsatz unserer Geräte gewinnen wir an Erfahrung, die wir direkt in die Erstkonstruktion unseres Equipments einfließen lassen. Wir freuen uns, dass unsere Kunden und Lieferanten dies genauso sehen. Nur gemeinsam schaffen wir nachhaltige Lösungen.